Altes Rathaus

Konzepterarbeitung zur Umnutzung und Sanierung eines denkmalgerechten Massivgebäudes mit Fachwerkanbau

Das Gebäude Martin-Luther-Platz 2, „Altes Rathaus“, liegt in der historischen Altstadt von Osterode. Im 14. Jh. wurde das Osteroder Rathaus erbaut (erwähnt 1304, 1373, 1388). Der Vorgängerbau des Rathauses aus dem 14. Jahrhundert wurde beim Stadtbrand von 1545 mit Ausnahme des gewölbten Rathauskellers zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nach der Bauinschrift im Jahr 1552.
Das „Alte Rathaus“ liegt mit seinem Blickfanggiebel zum Straßenraum „Am Schilde“ gegen-über dem dortigen Eseltreiberdenkmal und in direkter Nachbarschaft zur St. Aegidienkirche, einer weiteren städtebaulichen Dominante am Martin-Luther-Platz. Das Rathaus ist in seiner Funktion als Verwaltungs- und Repräsentationshaus im späten Mittelalter entstanden. Für Tagungen, Gericht, festliche Veranstaltungen, aber auch für Warenlager mussten Räume geschaffen werden. Der Hauptbaukörper bildet nahezu ein Quadrat von rund 20 m Länge an der Giebel- und etwa 21 m an der Traufseite. Später wurde im nordwestlichen Bereich ein Fachwerkanbau ergänzt, so dass an der rückwärtigen Giebelwand ein kleiner Innenhof ent-stand.

Der massive Hauptbaukörper ist teilweise unterkellert und zeigt eine eindrucksvolle Gie-belfassade zur Seite der Straße „Am Schilde“. Der in Fachwerk ausgeführte und mit Schie-fern verkleidete Giebel, dessen Geschosse über die Flucht vorkragen, betont den doppel-stöckigen Erker. Die Schieferfläche hat früher mutmaßlich nicht das ganze Giebeldreieck bedeckt. Das Holzfachwerk mit seinen befundenen Sonnenrosen war vormals wahrschein-lich sichtbar. Die Sonnenrosen sind im Schieferbehang angedeutet. Die Saumschwellen und Füllhölzer mit den gerundeten Abschrägungen und den Konsolen sind nicht verdeckt.
Der Erkerturm wurde früher anscheinend von drei Säulen vor der Ratskellertür abgestützt. Sie wurden später durch die heutigen kurzen Streben ersetzt. Unter dem Erkerturm befindet sich eine Walfischrippe an Ketten, die in früheren Jahrhunderten als Hühnenrippe bezeichnet wurde und die Stadt vor Aufruhr, Krieg, Feuer und Überschwemmungen schützen soll. An dieser Stelle findet sich auf der Wand ein ornamentaler Schmuck aus Gips. Ein „O“, welches von Füllhörnern eingefasst wird und die nachmittelalterliche Form des Stadtwappens darstellt.

Im unteren Giebelbereich im Erdgeschoß befand sich einst, hinter der linken Tür, der Haupteingang zu dem Gastronomiebetrieb. Die aktuell montierten Türelemente dienen nur der Verblendung und sind hintermauert. In dem damals dahinter-liegenden Windfang ging es rechterhand vermutlich mittels einer Sandsteintreppe in den Keller und einige Stufen hinauf in die Gaststätte.
Auf der Südwest Seite des Gebäudes führt ein seitlicher Treppenzugang in das erste Obergeschoss, dessen ursprüngliche barocke Gestaltung später in klassizistischer Formsprache erneuert wurde. Die dachtragenden Holzsäulen stehen auf Steinfundamenten auf der Freitreppe. Im Giebelfeld des Treppenüberbaus findet sich ein vollständiges Wappen in achteckigem Rahmen in Holz geschnitzt. Auf dem Dach dieses Giebeldreiecks thront Justitia als Zeichen der einstigen Gerichtsbarkeit der Stadt als Wetterfahne. Nur über diese Außentreppe gelangt man in die große Diele des Obergeschosses in dem sich rechterhand das Sitzungs-/ Trauzimmer und in den anderen Bereichen das Stadtarchiv, sowie das Büro des Heimat- und Geschichtsvereins.

Eine Besonderheit ist der hintere Giebel des Rathauses, der bis in die Spitze massiv als Sichtbruchstein, hauptsächlich aus lagerhaftem Kalkstein errichtet ist. An ihn schloß sich nördlich der Scharren an. Dieser wurde 1861 durch den Neubau einer Pächterwohnung ersetzt, welcher 1906 um ein Geschoß erhöht wurde.

Im Rahmen der Modernisierungsvoruntersuchung wurden neben, grundsätzlichen Aussagen zu erforderlichen, nachhaltigen Instandsetzungen und Modernisierungen unter dem Aspekt von Substanzerhaltung und Nutzungsanpassung des Gebäudes, folgende Punkte geklärt werden:

– Erforderlicher Umfang einer Fassadensanierung, insbesondere des Natursteingiebels, des Innenhofes und der Putzschäden im Bereich Massiv- und Fachwerkbau
– Möglichkeiten der barrierefreien Erschließung des Restaurants im EG
– Möglichkeit der Wiederherstellung der historischen Eingangssituation
– Einbau eines barrierefreien WCs im EG
– Beseitigung der Feuchtigkeits- und Geruchsproblematik im KG, teilweise im EG
– Beseitigung der Feuchtigkeitsproblematik im Innenhof
– Prüfung aller elektrischer Anlagen im 1.OG
– Modernisierung der WC-Anlagen im 1.OG

Auftraggeber

Stadt Osterode / DSK Hannover